Der demografische Wandel ist in aller Munde. Die neue Wohngruppe im Hausacher Seniorenzentrum »Am Schlossberg« war schon voll, bevor sie fertig gebaut war, und die Tagespflege erlebt ebenfalls einen gewaltigen Auftrieb. Vor diesem Hintergrund hatte der SPD-Ortsverein Sozialministerin Katrin Altpeter eingeladen, um mit Vertretern der Praxis und der Kommunalpolitik Ansätze für die Sicherstellung der Pflege und Betreuung zu diskutieren.
Ausgeschrieben heißt sie eigentlich Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren. Sie hörte gestern gut zu, beantwortete Fragen direkt und unverblümt und erwies sich als sehr kompetent auf ihrem Gebiet. Schließlich ist sie selbst ausgebildete Altenpflegerin und Lehrerin für Altenpflege.
Ein großes Thema der Zukunft sind die Pflegekräfte. »Bei jeder frei werdenden Stelle brauchen wir für die Neube-setzung mittlerweile ein halbes Jahr«, machte Heimleiter Dietmar Haas auf die prekäre Lage der Pflegeheime aufmerksam.
Es brauche eine ehrliche Diskussion, Altenpfleger sei nicht gerade ein »Beruf, der angestrebt wird«, entgegnete Katrin Altpeter. Es gehe nicht allein um mehr Vergütung und bessere Arbeitsbedingungen, sondern auch um den gesellschaftlichen Wert des Berufs. Auch die Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten müssten offensiver dargelegt werden. Die Pflege habe noch einigen »Nachholbedarf bei der Profession« und könne sich etwa von der Lobby, auf die sich die Ärzte bei Vergütungsverhandlungen berufen können, dicke Scheiben abschneiden. Sie werde noch vor den Sommerferien einen Prozess einleiten, um die Selbstverwaltung der Pflege zu stärken.
Das Seniorenzentraum »Am Schlossberg«, das laut Haas nach der Erweiterung den »gegenwärtigen Bedarf abdeckt«, könne nicht mehr unendlich wachsen, warf der Hausacher SPD-Vorsitzende Bernd Salzmann ein.
»Nicht wie in Berlin«
Peter Reimer, Prokurist der Winkelwaldklinik, hielt gerade vor diesem Hintergrund das WTBG, das alternative Wohnformen fördert, für »gelungen bis auf die Personalvorgaben«. Diese könnten dazu führen, dass anbietergestützte Wohngruppen noch teurer werden als Pflegeheime. Katrin Altpeter verteidigte die Mindeststandards: »Diese sind dringend nötig, weil es Menschen gibt, die mit der Pflege nur möglichst viel verdienen wollen. Wohngemeinschaften wie in Berlin brauchen wir hier in Baden-Württemberg nicht«.
Die Frage nach Programmen, Pflegekräfte aus der EU nach Deutschland zu bekommen, sah die Ministerin durchaus kritisch. »Der Demografische Wandel gehört uns ja nicht allein. Das sind ja auch Kräfte, die wir dort wegnehmen!« Auch sehe sie die Sprachbarrieren als gravierend an, »alte Leute wollen verstanden werden«. Deshalb werde man vielmehr darauf bauen, junge Leute aus dem Ausland hier nach unseren Standards auszubilden, unterstützt durch parallele Sprachkurse.
Sie befürworte »alles, was dazu beiträgt, dass sich Generationen begegnen. So, wie wir heute leben, gibt es viel zu wenig Berührungspunkte«, beantwortete die Ministerin die Frage der Gemeinderätin Brigitte Salzmann nach ihrer Haltung zu Mehrgenerationenhäusern.